Kai Kupka, Sprecher des Expertenkreises Straffälligenhilfe der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e. V., begrüßte die Gäste im schönen Ambiente des Veranstaltungsortes und führte in den gemeinsamen Abend ein. Neben Informationen über die Arbeit der Anlaufstellen in Niedersachsen sollte der Austausch mit Parlamentariern des Landtages im Mittelpunkt der Begegnung stehen. Burkhard Teschner, Leiter der Straffälligenhilfe in Osnabrück stellte in seiner Moderation die Ziele und Erfolge der präventiv orientierten und vernetzen Aufgaben der 14 Einrichtungen vor. Besondere Akzente setzte er dabei auf die Öffentlichkeitsarbeit, das Übergangsmanagement in Partnerschaft mit dem Strafvollzug und dem Ambulanten Justizsozialdienst sowie das erfolgreiche Haftvermeidungsprojekt „Geldverwaltung statt Verbüßung von Ersatzfreiheitsstrafe".
Die Niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz und Dr. Christoph Künkel, stellvertretender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e. V., hielten Grußworte und würdigten ihrerseits den Einsatz der Anlaufstellen. Für die musikalische Untermalung sorgte Pianist und Sänger Pete Budden...
Mit 14 Anlaufstellen für Straffällige und Haftentlassene hält die Freie Wohlfahrtspflege in Niedersachsen ein flächendeckendes Hilfeangebot für inhaftierte Straffällige und Haftentlassene vor. Hilfen bei der Wohnungssuche und bei der Jobsuche, bei der Wiederbeschaffung von Papieren, bei der Auseinandersetzung mit Behörden und in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens sind für Entlassene notwendig. Gerade die ersten Monate nach der Entlassung bergen das höchste Rückfallrisiko.
„Wir arbeiten an der Resozialisierung Haftentlassener, das Ziel ist gesellschaftliche Teilhabe in Freiheit. Freiheit meinen wir in doppeltem Sinne: Freiheit von Straftaten und Strafe", sagte der stellv. Vorsitzende der LAG FW Dr. Christoph Künkel, „Resozialisierung ist gute Prävention. Denn Resozialisierung ist Teilhabe, Teilhabe sorgt für Sicherheit. So helfen wir allen", ist Künkel überzeugt.
Die Gründung der Anlaufstellen fiel in die Amtszeit des damaligen Justizministers Prof. Dr. Hans-Dieter Schwindt zwischen 1979 und 1981. Ein 12 Punkte umfassender Aufgabenkatalog regelt seitdem die Arbeitsfelder der Anlaufstellen. Über 4.800 Ratsuchende wurden letztes Jahr betreut. 53 Mitarbeitende auf 34 Vollzeitstellen führten über 50.000 Beratungsgespräche in Gefängnissen, nach der Entlassung und auch zur vorbeugenden Haftvermeidung. Fast 30.000 Hafttage konnten so abgewendet werden. „Wenn wir bedenken, dass ein einziger Hafttag den Steuerzahler aktuell 128,-€ kostet", so Künkel, „ist das ein beachtlicher Erfolg, auch unter finanziellen Gesichtspunkten." Die Anlaufstellen werden zu 54% aus Landesmitteln finanziert, das übrige Geld bringen Kommunen (14%) und die Träger selber (32%) auf.
Der Parlamentarische Abend dient der Darstellung der Arbeit und der Pflege der Kontakte zur Politik. Dabei betonte Dr. Künkel: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Justizministerin Frau Niewisch-Lennartz ein Grußwort spricht. Das zeigt die gute gewachsene Partnerschaft zwischen Straffälligenhilfe und der Justiz."
Künkel weiter: „Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, Öffentlichkeitsarbeit gegen die Diskriminierung Haftentlassener zu machen. Nur, wenn sich die Gesellschaft als aufnehmender sozialer Empfangsraum öffnet, haben ehemalige Straffällige und Haftentlassene echte Chancen in Freiheit!"