Als niedersächsische Justizministerin hat sie selbstverständlich alle ihre Bereiche im Blick, die in der Justiz zusammenwirken – sowohl die Gerichte als auch den Strafvollzug oder die ambulanten, sozialen Dienste der Justiz. Aber gerade die freie Straffälligenhilfe liegt ihr mit ihren besonderen Aufgaben sehr am Herzen. Sie selber kennt die gemeinsame Klientel in ihrer Aufgabe als Richterin am Landgericht Osnabrück – dort ist sie allerdings an einer anderen Stelle gefordert: an der Rechtsprechung und Urteilsfindung zu den Straftaten. „Die Schicksale und Lebenswege, denen ich dort begegnet bin, finde ich oftmals berührend. Dabei stellt sich letztendlich immer auch die Frage, wie können wir den Menschen dabei helfen, wieder auf die richtige Bahn zu kommen.“
Hier kommt in der Regel die Straffälligenhilfe zum Einsatz: Sie kümmert sich unter anderem um die Integration nach der Verbüßung von Freiheitsstrafen. Ihr Aufgabenbereich beginnt in vielen Fällen bereits während der Inhaftierung, um die Entlassungssituation gut vorzubereiten. Nur wenn die existenziellen Grundlagen gesichert sind, trägt dieses maßgeblich zur Vermeidung von Rückfälligkeit und neuen Straftaten bei. Für den Neuanfang bietet die Diakonie Osnabrück in ihrem Wohnprojekt eine intensive Betreuung bei der Wiedereingliederung an. Insgesamt stehen dafür zehn möblierte Zimmer für einen zeitlich befristeten Übergangszeitraum zur Verfügung. Vor einer Aufnahme soll in der Regel ein Probewohnen stattfinden, das häufig an fehlenden Lockerungen scheitert. Ministerin Wahlmann nimmt diesen Bedarf gerne in die Anregungen auf, die sie aus dem Fachgespräch nach Hannover mitnimmt.
Neben der Anlaufstelle für Straffällige und dem betreuten Wohnprojekt für Haftentlassene leistet das Fachzentrum FAUST einen vielseitigen Einsatz in der Gewaltprävention. Trainingsangebote und Deeskalationsseminare zielen auf Verhaltensänderungen auf der Täterseite und auf Kompetenzerweiterung für Menschen, die in ihrem Arbeitsalltag mit Konflikten konfrontiert werden. Burkhard Teschner, Leiter der Straffälligenhilfe der Diakonie in Osnabrück, ist davon überzeugt: Dadurch lassen sich Gewaltprozesse deutlich reduzieren. Die Themenbereiche seien umfangreich. Häusliche Gewalt, Mobbing, sexualisierte Gewalt, Gewalt in der Pflege, Konfliktmanagement und Selbstbehauptung – das Fachteam gehe individuell auf die jeweiligen Bedarfe ein.
Frau Dr. Wahlmann zeigte sich beeindruckt, wie sehr die Arbeit der Osnabrücker Straffälligenhilfe präventiv ausgerichtet ist. Bei ihr im Justizministerium ist auch der Landespräventionsrat angesiedelt. Der Opferschutz steht dort im Mittelpunkt. „Prävention ist das A und O; ob für Opfer, Täter oder die Gesellschaft: es ist am besten, wenn Straftaten gar nicht erst entstehen“, betont Wahlmann. Hier sieht sie auch potenziell Möglichkeiten für zukünftige gemeinsame Projekte.
Die Mitarbeitenden erlebten die Ministerin sehr interessiert und freuten sich über einen ausgesprochen lebendigen Austausch. Justizministerin Wahlmann dankte den Mitarbeitenden für ihren Einsatz: „Sie sind mit so viel Herzblut dabei, das ist spürbar und so wichtig, wenn man mit Menschen arbeitet.“
Hier berichtet Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann selber aus ihrer Sicht über ihren Besuch >> https://www.instagram.com/p/DBs3w12sddj/